Ausstellung von Hermine Karigl-Wagenhofer in St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt

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Hermine Karigl-Wagenhofer
AUF ERDEN – VISUELLE ANTIZIPATIONEN – MALEREI 

Hermine Karigl-Wagenhofer – Mitglied des St. Pöltner Künstlerbundes – präsentiert Malerei in Eitempera auf Leinwand, die Einzelbilder jeweils zu mehrteiligen thematischen Bildinstallationen zusammengefasst.

Der Ausstellungsraum St. Peter an der Sperr

Es gibt Räume, die gleichsam die Zeit zu horten vermögen. Als ein solcher erscheint St. Peter an der Sperr.
Der Raumzuschnitt, die Maueröffnungen, die schmalen Zugänge, eine Nische mit erhaltener Wandgliederung, zusammen bilden sie den gotischen Hintergrund für die hier stattfindenden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Das beeindruckend hohe Alter des Baues ist so immer spürbar, steht aber nicht im Vordergrund, wie auch der Charakter des Sakralen im Raum zweifellos vorhanden, aber nur noch indirekt erfahrbar ist. St. Peter ist also keine „weiße Zelle“ im Sinne eines neutralen Ausstellungs- oder Galerienraumes.

Bilder im Raum

Hermine Karigl-Wagenhofer hat positive Erfahrungen gerade auch mit Ausstellungen in solch historisch prägnanten Räumen, z. B. in Schloss Traismauer, oder in der Wehrkirche St. Michael/Wachau sowie in der Filialkirche Lanzendorf bei Böheimkirchen.
Räume, die Zeit horten. Ähnliches ließe sich von den Bildern Hermine Karigl-Wagenhofers sagen: In ihrer Malerei zeichnen sich Langzeitphänomene ab, in den Formationen, in den Bandbreiten der Konturen, in den permanenten Überlagerungen vieler Einzelbilder. Langfristige Bewegungen der Materie scheinen dargestellt, stete Interaktionen mit dem Raum.

Malerei

Auf Erden – Szenerien mehr, vage Schauplätze, weniger erkennbare Szenen. Malerei, die zu verstehen gibt, dass sehen projizieren heißt, dass Ausblicke mit Einsichten sich mischen. Dass die Erde auch schon den Himmel mit einschließt. Dass die Darstellung des Gegenwärtigen mit dem Gewesenen, dem Vergangenen in farbigen Sphären zusammenfließt. Dass Verunklärung mitunter Vorbedingung für Neuorientierung sein kann.
Raum in den Bildern von Hermine Karigl-Wagenhofer ist gesehen als von Materie erfüllt, in wechselnder Dichte. Der Dichtefaktor entscheidet, ob das Gesehene als Körper, als ein Objekt wahrgenommen wird oder als Licht, Schatten, Tiefe. Im Schauen durchdringen wir Materie ebenso wie Farbschleier, Lichtbahnen, Atmosphären. Es ist alles auch eine Frage der Distanz: Momentane Klarheiten, vermeintliche Konturen versinken „plötzlich“ hinter porösen Farbschichten. Nicht selten changieren die Bildräume zwischen macro und micro. Wir treten zurück und erleben uns im selben Augenblick mitten im Bild, konfrontiert mit dem Unklaren, dem Ungeklärten, dem Obskuren, Unaufgelösten. Sie scheint das Vergessen, das überall unvermittelt auftauchen kann, und das Erinnern im gleichen Pinselzug zu thematisieren. Orientierungsbemühungen in den Räumen unserer Gedankengeflechte.

Themen und Bildkonzepte

Die „Landschaften“ Hermine Karigl-Wagenhofers sind nicht konzipiert als dem Auge gefällige Naturräume, ihre „Metaphysischen Szenerien“ bieten keine motivischen Gewissheiten, keine Versprechungen. Auch in der Bilderserie der „Lebensphasen“ sind nicht etwa Stufen der Erkenntnis formuliert.
In ihrer Art zu malen, das einem Streifen, Schweifen, Bahnen gleichkommt, zeigt sie vielmehr das Unwägbare, Wandelbare, Durchlässige aller Materie. Das Leben als solches, so könnten wir es verstehen, erscheint in ihren Bildern gleichsam als lösliche Substanz, unablässig in Veränderung, Konturen nur für Momente zeigend. Die verwendeten Farben, die Pigmente werden gleichsam vor unseren Augen transformiert in metaphysisch leichte, entlastete Bildatmosphären.
Man könnte von Hybris sprechen, Überheblichkeit sehen in dem Versuch, sich mit dem Sakralen überhaupt zu befassen. Wäre da nicht die traditionelle Form unprätentiöser, aber meisterhaft ausgeführter Eitemperamalerei auf Leinwand, in der Hermine Karigl-Wagenhofer ihre Streifzüge in metaphysische Gedankenregionen unternimmt.
Zuweilen „wie im Himmel“ – und dennoch – AUF ERDEN.

Dr. Blanka Schmidt-Felber

Wien, Juli 2016

 

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